Die Oeppinger Gegend war einst auf die Pfarren Rohrbach und Peilstein verteilt. Diese beiden Orte liegen nahezu zwei Gehstunden voneinander entfernt, und die Oeppinger hatten dann weite Wege bis zu ihrer Pfarrkirche zurückzulegen. Sie wünschten sich nichts sehnlicher, als dass Ihre Kirche zur Pfarrkirche erhoben werden möge. Die weltliche Herrschaft in Pürnstein und die kirchliche in Passau, denen sie unterstanden, wollten jedoch davon nichts wissen. Wohl sandte man an den meisten Sonntagen einen geistlichen nach Oepping. Damit gaben sich aber die Oeppinger nicht zufrieden. Ihre Abgesandten brachten vergeblich die Bitte um Gründung einer Pfarre bei Grundherren in Berg und beim Bischof in Passau vor. Dies wurde eines Tages dem Bauer Simon Hollnsteiner in Berlesreith bei Oepping zu dumm. Er riet, das Anliegen doch gleich dem Kaiser vorzutragen. Zum Kaiser, nein, zum höchsten Herrn wollte in keiner der Mitstreiter begleiten. So ging eben Simandl, wie er überall genannt wurde, allein nach Wien.
Kaiser Josef II. empfing den Bittsteller aus Oepping und hört sich alles an. Weil aber auch der Kaiser ein so großes Vorhaben nicht über Nacht bewilligen konnte, reiste der Oeppinger öfters nach Wien. Und bis alle Beamten des Kaisers ihre Brillen über dem Antrag geputzt hatten, war Simandl schon viel öfter beim Kaiser in Audienz empfangen worden, als es den Grundherren samt ihren Beamten oben im Mühlviertel lieb war. Diese Gelegenheit nützte der Hollsteiner weidlich aus, um dem Kaiser über alles Unrecht, das den Untertanen von den Herrschaften widerfuhr, ausgiebig zu berichten. Und hätte sich Simandl nicht selber verraten, weil er oft drohte, "Dös wird von mir da Kaiser inn!", waren die Grundherren nie dahintergekommen, wer sie am Kaiserhof angeschwärzt hatte. Dies trug dem Simandl bei den Herrschaften und Pflegern Haß ein. Von nun an lebte der Landschörg, wie er fortan überall genannt wurde, in ständiger Gefahr vor den Schergen der Grundherren.
Die Wut der weltlichen Obrigkeit stieg, als eines Tages der Kaiser die Pfarrgründung anordnete. Bei den Oeppingern und allen Unterdrückten war der Hollnsteiner der gefeierte Held. An den Sonntagen, wenn er nach dem Hochamt in die Taverne in Oepping zukehrte, war sein Tisch stest von Neugierigen umlagert. Da sperrten sie dann ihre Mäuler auf und lauschten seinen Worten: "Wia i dös zweit Mal ön Kaisa hoamgsucht han, hat a mie glei wieder kennt. Schau, Schau sagt a zu mia, der Simandl ist wieder hier! Was gibt es Neues in Oepping?" Viel gibts sag i eahm und frag aber glei: Kriagn ma aft a Pfarr? "So wahr ich der Kaiser bin!" is sei Antwort. Drauf sagt a zu da Kaiserin, Geh schau schnell nach, ob noch von Mittag ein Braten im Rohr steht! Aft hat uns d`Kaiserin a kalts Bratl bracht und mir habn uns auf d Òfenbänk g`sitzt und habn`s g`gessen.`"
Und er berichtet auch, dass der Kaiser bereits wisse, dass der Grundheer Böses plane. Damit er aber schneller fortkommen könne, habe ihm der Kaiser einen Schimmel geschenkt. Zur Installierung des ersten Pfarrers bracht der Hollnsteiner einen Kelch aus Wien; ebenfalls ein Geschenk des Kaisers.
Die Grundherren vermieden es wohlweislich, sich die verhaßten Bauern zu bemächtigen, denn Simandl war klug und tapfer. So gelang es Ihnen nie, ihm eine Falle zu stellen. Sie hatten aber auch ihre Verbindungen zum Kaiserhof. Dort bestachen sie Beamte, die nun dem Simandl etliche Vergehen nachsagten. Als der Landschörg wieder einmal in Wien weilte, fiel er denn bestochenen Schergen in die Hände. Er wurde in den Kerker geworfen, und niemand schenkte seinen Beschwerden Gehör. In Oepping vermutete man schon das Allerschlimmste.
Als die Kaiserin Maria Theresia starb, herrschte große Trauer. Darüber vergaß man ganz auf Simandl. Anlässlich des Todes seiner Mutter erließ Josef II. eine Amnestie. Vielen Gefangenen wurde die Straße erlassen. Auch Simandl war unter ihnen. Wie staunten die Oeppinger, als zu Weihnachten plötzlich der totgeglaubte Simandl auftauchte. Zum Dank dafür, dass er wieder das Licht der Freiheit erblickt hatte, ließ er an seinem Haus ein Passionskreuz anbringen, das heute noch dort zu sehen ist.